Der Korbbaum

Der Korbbaum

«Basket Tree»  Mehrere kleine Bäume verwachsen dabei zu einem grossen Ganzen. Dieser «Korbbaum» soll verschiedene Zwecke erfüllen. Zum einen soll er einen Altbaum nachahmen und dessen ökologische Funktionen übernehmen. Auch soll er als lebendige Kunst die Leute zum Nachdenken bringen und in Erstaunen versetzen. Zu guter Letzt soll er ein Platz werden, an dem man sich treffen sowie den Schatten an einem heissen Sommertag geniessen kann. Für diesen Zweck möchte ich die Wurzeln sternförmig vom Stamm nach aussen wachsen lassen. So das 5 Sektoren Entstehen. Zwei dieser Sektoren sollen als Sitzgelegenheit dienen. Zwei weitere sollen mit mehrjährigen Blütenpflanzen bepflanzt werden. Im letzten Sektor gibt es einen Asthaufen, der nach aussen mit Blütenstauden begrenzt ist. Das Innere des Stammes soll nicht zugänglich sein. Der hohle Stamm soll verschiedenen Tieren als Lebensraum dienen. Dazu wird das Innere des Baumes mit Totholz gefüllt.

 

 


Quelle Instagram @compostosaurus


Quelle: Instagram @Swiss_arborist_barmetbaumpflege Basket tree of gilroy gardens

Man pflanzt 16 junge Bäume in einem Kreis von 2.5 Metern Durchmesser. Die Bäume werden schräg gepflanzt, sodass sie sich gegenseitig berühren. An den Berührungspunkten werden sie verschraubt. Auf diese Weise verwachsen sie innerhalb von ein bis zwei Jahren zu einem einzigen Baum. Die neuen Triebe des Baumes werden nun wieder miteinander verbunden, bis ein Geflecht von ca. sechs Metern Höhe entsteht. Danach lässt man den Baum in seiner natürlichen Form weiter wachsen. Die Technik, mehrere Bäume zu einem Ganzen zusammenwachsen zu lassen, nennt man Baubotanik. Wen sie mehr über die Technik wissen möchte empfehle ich das Video von Professor Ferdinand Ludwig «Baubotanik – Die Natur als Baumeister» von BR Fernsehen.

Im Innern des Bauwerks werden mehrere Eichenstämme (Restholz aus dem Wald) aufgestellt und leicht eingegraben. So entsteht gleich von Beginn weg ein Lebensraum für den Hirschkäfer und andere seltene Arten. Das Splintholz der Eiche ist für viele Xylobionten (holzbewohnende Insekten oder holzzersetzende Pilze) der ideale Lebensraum. Das Kernholz wiederum sorgt dafür, dass die Konstruktion viele Jahre stabil bleibt. Solange, bis das Gerüst aus lebenden Bäumen tragend wird. In die Eichenstämme möchte ich Höhlen für Fledermäuse und höhlenbrütende Vögel schnitzen.

Hintergrundinforationen zu meiner Idee

Natur im Gleichgewicht
Altbäume übernehmen eine wichtige Funktion im Ökosystem. Sie sind Rückzugsort für viele Arten. Gerade auf und im Totholz tummeln sich Insekten. Wildbienen nutzen beispielsweise die Frassgänge anderer Insekten als Winterquartier und sie wärmen sich auf diese Ästen auf. Auch der Ameisenbuntkäfer ist hier zu finden, ein Räuberisches Insekt und beim Förster gern gesehen. Dieser kleine bunte Geselle macht jagt auf gefürchtete Borkenkäfer wie Buchdrucker und Kupferstecher. Hat man eine ausreichende Menge an stehenden toten Bäumen oder Altbäumen mit Totholz, so hat man eine Grundpopulation an allerlei Insekten, die Raubinsekten als Nahrung dienen. Gibt es eine Grundpopulation an Ameisenbuntkäfer und es kommt zur Massenvermehrung des Borkenkäfer so findet der Ameisenbuntkäfer reichlich Nahrung und vermehrt sich ebenfalls massenhaft. Der Ameisenbuntkäfer hält den Buchdrucker in Schach und ein Gleichgewicht zwischen den beiden Arten stellt sich ein. Auf diese Weise kann das schlimmste verhindert werden. Ähnlich verhält es sich mit dem Eichenprozessionsspinner und dem Puppenräuber. Der Eichenprozessionsspinner ist eine kleine haarige Raupe die in Kolonien von 1000 Tieren lebt. Solche Raupenkolonien sind in der Lage ganze Bäume bis aufs letzte Blatt kahl zu fressen. Passiert dies einmal, verkraftet das ein Baum normalerweise gut. Bei wiederholtem Befall können auch grosse Bäume absterben. Als ob dies noch nicht reichen würde, ist die Raupe mit Brennhaaren besetzt die beim Menschen starke allergische Reaktionen auslösen. Mit einer grossen Grundpopulation an Insekten hat man automatisch auch mehr Raubinsekten und diese Raubinsekten leisten einen wichtigen Beitrag das Ökosystem im Gleichgewicht zu halten.
Wie das Verschwinden eines klein schwarzen Käfer der Anfang vom Ende ist. Da hat Franz Hohler ein schönes Gedicht geschrieben. Auf YouTube findet man «Der Weltuntergan» von Franz Hohler.

Pilze in der Stadt
In einem Urwald mit viel Totholz besteht nicht nur ein Gleichgewicht im Reich der Insekten, sondern auch bei den Pilzen. Parasitische Pilze wie der Hallimasch, der Brandkrustenpilz und der Riesenporling teilen sich den Lebensraum mit duzenden Arten, die nur von abgestorbenen Ästen und schwerkranken Bäumen leben. Bricht im Urwald ein Ast ab, entsteht eine Wunde. Auf der Bruchstelle landen Sporen der unterschiedlichsten Pilzarten. So zum Beispiel die Schmetterlingstramete. Dieser Pilz wächst ausserordentlich schnell. Hat er erst einmal die ganze Wunde besiedelt, so wird es für andere Pilzarten schwierig Fuss zu fassen, denn die Wunde ist bereits besetzt. Im Gegensatz zu einem parasitischen Pilz wächst die Schmetterlingstramete nur auf der Oberfläche oder auf bereits abgestorbenen Holzkörper. Der Stamm des Baumes bleibt unversehrt. Die Schmetterlingstramete ist ein reiner Saprophyt, also eine Totholzzersetzende Art. Solche saprophytischen Arten, reinigen die Wunden von Bäumen und können sie vor der Besiedelung durch parasitische Pilze schützen.
Der Feind meines Feindes ist mein Freund. Ich denke besser kann man die Schimmelpilzart Trichoderma nicht beschreiben. Der Hallimasch wächst als Parasit an Bäumen. Trichoderma wiederum wächst als Parasit auf dem Hallimasch. Dadurch wird der Hallimasch geschwächt und der befallene Baum hat nun wesentlich bessere Chancen sich gegen seine Parasiten zu wehren.
In einem Stadtgebiet ist der Baumbestand ähnlich wie bei einer Erstaufforstung. Totholz fehlt fast gänzlich. Unter den Bodenorganismen fehlen deshalb auch Arten wie Trichoderma die sich erst im Laufe der Sukzession ansiedeln.

Erstaufforstung und Verlauf der Sukzession
Wenn man ein Bergbaugebiet aufforstet fehlen anfangs jegliche Bodenlebewesen. Unter diesen Bedingungen wachsen nur wenige Pflanzen. Für die meisten Baumarten ist ein solcher Standort nicht geeignet. Die meisten Baumarten leben in Symbiose mit sogenannten Mykorrhrizapilzen. Mykorrhizapilze können Nährstoffe aus dem Gestein lösen und für Pflanzen verfügbar machen. Im Gegenzug erhalten sie von der Pflanze Zucker und andere Assimilate. Will man nun einen Baum in ein Bergbaugebiet oder Ruderalstandort verpflanzen, so muss man dafür sorgen, dass man die Mykorrhizapilze mitbringt. Am einfachsten geht dies, wenn man einen Baum samt Erdballen verpflanzt. So kann man die Mykorrhiza gleich mitverpflanzen. Man kann auch Erde von einem Wald mit denselben Bäumen und einem ähnlichen Standort nehmen. Diese Erde kann als Mykorrhiza Impfstoff verwendet werden. Es gibt Firmen, die solche Mykorrhiza-Präparate anbieten und eine hohe Wirksamkeit garantieren.
Der erste Schritt zum Wald ist getan. Die frisch gepflanzten Bäume wachsen dank ihrer Mykorrhzapartner prächtig. Nach ein paar Jahren berühren sich die Kronen der jungen Bäume gegenseitig. Es beginnt ein Kampf ums Licht. Einige Bäume beginnen aus Lichtmangel abzusterben. Dies nennt man Selbstausdünnung oder Self-Thinnning. In dieser Phase der Bestandesentwicklung gibt es zum ersten Mal eine grosse Anzahl geschwächter Bäume aber noch kaum Totholzzersetzende Pilzarten. Parasitische Pilze wie der Hallimasch und Wurzelschwamm finden einen optimalen Nährboden ohne durch andere Pilze bedrängt zu werden. Die Parasitischen Pilze breiten sich aus. Erst später siedeln sich Totholzzersetzende Arten an und ein Gleichgewicht zwischen parasitischen und totholzzersetzenden Pilzen stellt sich ein. Wird ein Baum durch den Hallimasch zum Absterben gebracht, wird das Holz dieses Baumes komplett vom Hallimasch durchwachsen. Oft sind solche Bäume die ersten Jahre nach dem Absterben komplett mit den Pilzen/Fruchtkörper des Hallimaschs übersät. Nach ein paar Jahren hat der Hallimasch das Holz soweit zersetzt, dass es für ihn kaum noch Nährwert hat. Das Myzel/Pilzgeflecht des Hallimaschs ist jetzt ausgehungert und geschwächt. Pilze wie der rauchblättrige Schwefelkopf sind nun in der Lage, vom Hallimasch durchwachsenes Holz zu überwachsen und weiter zu zersetzen. Dabei überwachsen sie den Hallimasch gänzlich. Stirbt nun in der Umgebung ein weiterer Baum ab wird dieser durch den saprophytischen Pilz, in diesem Fall dem Schwefelkopf, befallen. Auf diese Weise werden parasitische Pilze nach und nach zurückgedrängt und saprophytische Arten breiten sich aus. Allmählich stellt sich ein Gleichgewicht ein, wie man es von Alt- oder Urwäldern kennt. Dieser Prozess kann allerdings mehrere hundert Jahre in Anspruch nehmen. Entfernt man Wurzelstrünke und Totholz restlos, wie es in Städten oft nötig ist, wird sich kein Gleichgewicht einstellen. Will man den Prozess beschleunigen so kann man diese gutartigen Pilze gezielt ansiedeln. Im Forst werden frische Baumstümpfe mit den Sporen von gutmütigen Pilzen beimpft. Im Strassenbau gibt es ebenfalls die Möglichkeit Pilze wie Trichoderma und Schwefelkopf auszubringen. So können Wurzelschäden behandelt werden und das Infektionsrisiko durch holzzersetzende Pilze wird reduziert.