Die Grösse eines Baumes hat nur sehr bedingt etwas mit seiner Sicherheit zu tun. Dazu muss man sich vorstellen, dass auch ein Baum irgendwann nicht mehr grösser wird, sondern lediglich in der Dicke zulegt. Was das für die Standhaftigkeit bedeute, ist selbsterklärend. Natürlich gibt es aber Baumarten, die viel eher brechen als andere.
Hier ein paar Beispiele:
Junge Birken sind sehr anfällig auf Schneebruch. Ein Stäben des Mitteltriebes kann hierbei Abhilfe schaffen. Alte Birken hingegen sind sehr robust, gegen Schnee und Sturm.
Ein grosser alter Baum kann durchaus das Haus vor einem Sturm schützen.
Eichen behalten ihr Laub sehr lange und sind deshalb trotz ihres harten Holzes anfällig auf Schneebruch.
Bei der Fichte/Rottanne/Pica abies ist es extrem von ihrem Wuchs abhängig, ob sie durch einen Sturm Schaden nimmt. Nehmen wir eine alte Wettertanne, sie wird wohl jedem Sturm trotzen, obwohl sie ein ausgesprochener Flachwurzler ist. Das kommt daher, dass sie ausreichend Platz hat, um sich voll zu entfalten. Die grosse Blattmasse/Nadelmasse liefert ausreichend Rohstoffe/Assimilate/Zucker, um daraus ein mächtiges Wurzelwerk wachsen zu lassen. Solche Fichten haben ein sehr breites, tellerförmiges Wurzelwerk. Dieses gibt ihnen trotz den oberflächlichen Wurzeln halt. Auch wenn eine alleinstehende Fichte wohl nur in Ausnamefällen samt ihren Wurzeln fällt, sind Gipfelbrüche fast üblich. Hier schafft aber ein Rückschnitt und gezieltes auslichten Abhilfe. Übrigens: die meisten Tropenbäume, mit ihren mächtigen Brettwurzeln, sind auch ausgesprochene Flachwurzler. Die brettartigen Wurzelanläufe reichen nur wenige Zentimeter in den Boden. Bevor sie sich in kaum fingerdicke Wurzeln auflösen.
Zurück zu den Fichten. Weshalb kommt es, dass diese Baumart die Erste ist, die am Boden liegt oder deren Wipfel bricht, wenn ein Orkan übers Land zieht?
Dies hat 2 Ursachen. Zum einen kommen die heftigsten Stürme in der Winterzeit, wenn Buche und Co ihr Laub/Segelfläche schon lange verloren haben. Zum anderen trifft es besonders die dichten Monokulturen der Fichten. In solchen gleichförmigen Beständen muss jeder Baum all seine Energie/Rohstoffe/Assimilate/Zucker dazu verwenden um mit dem Höhenwachstum der anderen Bäume mitzuhalten. Resultat: das Dickenwachstum der Stämme und das Wurzelwachstum werden zugunsten des Höhenwachstums stark verringert. Mit dem Ergebnis von langen, dünnen Stämmen mit kleinen Kronen. Der Förster sagt dem, Bäume mit einem ungünstigen Schlankheitsgrad. Bei Bäumen im engen Bestand macht die Wurzelmasse oft nur 10% der Gesamtmasse aus, während es bei freistehenden Bäumen bis zu 50% sein kann.
Die Douglasie hat sich einen Trick einfallen lassen, um auch den heftigsten Stürmen zu trotzen. Im Gegensatz zu vielen anderen Nadelbäumen, sind ihre Äste ziemlich brüchig. Wen nun ein starker Sturm kommt oder es Nassschnee gibt, brechen diesem Baum einfach ein paar Äste ab, der Rest des Baumes bleibt aber unversehrt. Ähnliches gilt für die Lärche. Das erste Mal ist mir dies bewusst geworden, als ich in der Hinterwiden an der Grenze von Oberägeri zu Menzingen war. Dort gibt es eine Sturmfläche vom Lothar (1999). Mehrere Hektaren Wald wurden komplett verwüstet. Nur eine Reihe riesiger Douglasien hat den Sturm unbeschadet überstanden.
In Kanada gibt es Douglasien die über 600 Jahre alte sind und höher als 80m. Ohne den Trick mit der Sturmsicherung wäre das wohl nicht möglich in diesem rauen Klima.
Die Pappel ist der Pokerspieler unter den Bäumen. Diese Baumart ist sehr lichthungrig. Um sich nicht von anderen Bäumen beschatten zu lassen, setzt sie alles auf eine Karte und schiesst geradezu in den Himmel. An guten Standorten kann sie schon mal 3 Meter im Jahr wachsen. Dabei bleibt allerdings die Stabilität auf der Strecke. Solange nichts Unerwartetes passiert geht diese Strategie auf und die Pappel ist anderen Bäumen klar überlegen.
Dieses schnelle Wachstum hat die Pappel früher beliebt gemacht, da sie schnell Wirkung erzielt. Aber eben wegen ihren brüchigen Ästen braucht sie auch eine intensive Pflege, um eine stabile Krone auszubilden. Es gibt einige Züchtungen die von sich aus eine stabile Krone ausbilden. Ähnliches gilt für den Silberahorn und die Weide. Bei der Weide sind die brüchigen Äste wohl ein Teil der Vermehrungsstrategie. Fällt ein Weidenast ins Wasser, treibt er Wurzeln, daraus wächst dann ein neuer Baum.
Das krasse Gegenteil zu Weide und Pappel ist die Eibe. Ein langsam wachsender kleiner Nadelbaum, der auf Zeit spielt. Die Eibe kann selbst noch mit dem wenigen Restlicht in einem Buchenwald wachsen. Oft verharrt sie Jahrhunderte im Unterholz eines Waldes. Wenn dann andere Bäume auf Grund ihres Alters langsam absterben und zerfallen, ist ihre Stunde gekommen. Nun bekommt sie genügend Licht um schneller zu wachsen und reichlich Samen zu produzieren. Nun bildet die Eibe einen für Licht undurchdringlichen Schirm. Hat sie erst einmal einen Platz für sich erobert, sorgt sie durch Beschattung dafür das kein anderer Baum mehr wächst. Die ältesten Eiben Europas sind über 2000 Jahre alt.